Der in Leipzig lebende Künstler hat sein Atelier kurzerhand in Einbeck aufgeschlagen. Bei KWS vor Ort wurde zum Beispiel der „Mondmann“ fertiggestellt, das rund drei Meter große runde Werk mit Acryl und Lack auf Lkw-Plane, das an einer Außenwand hängt. Er malte auf Leinen, was ihn an Einbecks Umgebung bei regelmäßigen Fahrradtouren durch die Natur inspirierte. Aber auch alte Bäume am Eingang von KWS faszinierten Lehnert, dass er sie vor Ort in Aquarelle umsetzte. „Wir sind froh und stolz, dass er extra für diese Ausstellung sein Werk ergänzt hat“, freut sich KWS Vorstandssprecher Dr. Hagen Duenbostel. „hortus ortus“, das Wachstum, der Garten – das alles sei ein Sinnbild dafür, wie Fabian Lehnerts Kreativität aus dem Bestand der Natur organische Materialien künstlerisch verarbeitet und diese neue Gestalt annehmen.
Im druckgraphischen Œuvre des Künstlers Fabian Lehnert begegnen den Betrachtern Tierberge, Akkumulationen von Tieren, die in ihrer Zusammenstellung ähnlich bizarr und befremdlich wie die Bremer Musikantenpyramide wirken. „Mich fasziniert, dass die einzelnen Elemente wie ein Puzzle ineinanderpassen“, sagt Fabian Lehnert. „Der Grundbauplan ist bei allen Lebewesen gleich.“ Aus dem zeichnerischen und druckgraphischen Prozess heraus entstehen Lehnerts surreal wirkende Chimären, halb menschliche, halb tierische Wesen. Striche, die der Künstler beim Zeichnen setzt, wirken mit einem Mal wie das Fellmuster eines Tieres, und so verwandelt sich die menschliche Figur wie von selbst in ein Mischwesen.
Auf diese Weise ist über die Jahre ein großes Konvolut an Drucken entstanden, in denen die Naturbeobachtungen Lehnerts und seine künstlerische Vorstellung zusammenfließen zu völlig neuartigen Kreaturen. In den märchenhaften Bildwelten Fabian Lehnerts manifestiert sich, was dem Künstler wichtig ist: Seine Leidenschaft für die Natur und die Kunst zu vereinen. „Mit großer Leidenschaft schaut Fabian Lehnert auf Natur und Kunst, und er verbindet beides, wie wir das als Pflanzenzüchter bei KWS auch tun“, sagt KWS Vorstandssprecher Dr. Hagen Duenbostel im Eröffnungsvideo der Ausstellung.
Knochenfunde spielen in Fabian Lehnerts Werkserie „Ossa“ eine wichtige Rolle: Bei Wanderungen und Spaziergängen durch die Natur stieß er immer wieder auf verwesende Tiere, teilweise noch mit Gefieder oder Fell, häufig aber auch aufgelöst bis auf das Knochengerüst. „Was zunächst als bloßes Sammeln der Fundstücke anfing, integrierte der Künstler mit der Zeit in seine Kunst“, erläutert Kuratorin Elmas Şenol. „Ähnlich wie in naturhistorischen Sammlungen sichtet er, säubert, klassifiziert und setzt die Knochen in Objektkästen und Bilderrahmen wieder zusammen.“ Erst allmählich, aus dem künstlerischen Arbeitsprozess heraus, seien so die zeichnerischen und malerischen Werke der „Ossa“ Serie entstanden, in die sich die Knochen ganz natürlich einfügen, erklärt die Kunsthistorikerin.
Fabian Lehnert wurde 1984 in Leipzig geboren. 2005 begann er sein Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Braunschweig, erhielt dort 2011 sein Diplom und schulte sein Handwerk als Meisterschüler bei Professor Wolfgang Ellenrieder. Er lebt und arbeitet in Leipzig. Fabian Lehnert erhielt u. a. Stipendien von der Denkzeit-Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (2020) und von der Kunststiftung Kunze, Gifhorn (2017).
Die digitale Ausstellung „hortus ortus“ mit Malerei, Zeichnungen und Druckgrafiken umfasst einen Auszug der Werke von Fabian Lehnert und wurde mit dem Text der Kunsthistorikerin Elmas Şenol ergänzt. Eine Broschüre enthält sämtliche in Einbeck ausgestellte Werke inklusive Preise. Sie ist auf der Ausstellungsseite PDF-Download erhältlich.