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    Rübenanbau

SBR & RTD – Herausforderungen für den Rübenanbau


Frühling 2024

SBR, das „Syndrome Basses Richesses“, zu deutsch Syndrom der niedrigen Zuckergehalte, beschäftigt die Rübenanbauer in Rhein-Hessen, Baden-Württemberg und Franken bereits seit mehreren Jahren. Im vergangenen Jahr sind zudem vermehrt sogenannte Gummirüben (engl. RTD = rubbery tap root disease) aufgetreten.

Zuckerwirtschaft
  • Rodeplanung
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  • Wissenstransfer
  • Kommunikation
AgroService
Versuchsfragen:
  • Saatgutbehandlung
  • Bodenbearbeitung
  • Fruchtfolge
  • Saatzeitpunkte
  • Biologicals
  • Wissenstransfer
  • Kommunikation
Züchtung
RTD:
  • Prüfung züchterisch nutzbarer Variation
  • Monitoring "grüner Inseln"
SBR
  • Leistungsprüfungen
  • Gewächshaustests
  • Integration von SBR-Material in vorhandenes Portfolio
Landwirt
Ausschluss weiterer Stressfaktoren:
  • Bodenverdichtung
  • Vergilbung
  • Blattkrankheiten
  • Unkrautdruck
  • Nematoden
Gute fachliche Praxis
Phytopathologie
  • Monitoring & Diagnostik
  • Forschung zu Vektoren und Erregerkomplex
  • Aufbau neuer Testsysteme
  • Zikadenzucht
  • Saatgutbehandlung
  • Wissenschaftliche Forschungskooperationen

Grundlagen zu SBR & RTD

Beide Krankheiten werden von bakteriellen Erregern verursacht, einem y-3-Proteobakterium und einem Phytoplasma, die im Wesentlichen durch die Schilf-Glasflügelzikade übertragen werden. In der Praxis treten meist beide Erreger parallel zueinander auf. Charakteristische Symptome der Krankheiten sind unten abgebildet. Mit SBR befallene Pflanzen zeigen vergilbte Blätter, die oft flächig im Bestand festzustellen sind. Schneidet man eine befallene Rübe auf, sind die Leitbündel verbräunt und die Rübe bildet verstärkt neue Blätter, die asymmetrisch geformt sind. Zudem sind die Zuckergehalte deutlich reduziert.

Bei RTD vergilben die Blätter zunächst gleichermaßen, werden dann aber welk und sterben ab. Der Rübenkörper beginnt an der Wurzelspitze gummiartig zu werden. Bei massivem Befall kann sich zudem Fäulnis ausbreiten. RTD entzieht den Rüben das Wasser. Die Zuckergehalte sind also nicht wie bei SBR vermindert, sondern teilweise sogar erhöht. Die Rübenerträge gehen jedoch stark zurück. Zudem sind die Rüben kaum lagerfähig und können auch in der Fabrik zu Problemen bei der Verarbeitung führen.

RTD „Gummirübe“

RTD „Gummirübe“

Leitbündelverbräunung bei SBR

Leitbündelverbräunung bei SBR

Zikaden auf dem Vormarsch

Erreger und Zikade haben ihren Weg über Frankreich nach Deutschland und in die Schweiz gefunden. Mittlerweile hat die Zikade ihre ursprüngliche Wirtspflanze, das Schilf, verlassen und hat sich an Zuckerrüben-Winterweizen Fruchtfolgen angepasst. SBR wurde 1991 erstmals in Burgund, Frankreich nachgewiesen. Der Erstnachweis in Deutschland erfolgte 2009 im Raum Heilbronn, Baden-Württemberg. Seit 2019 etwa hat sich das Befallsgebiet vor allem im Südwesten Deutschlands stark ausgebreitet und umfasst mittlerweile weite Teile der dortigen Anbauregionen.

Entwicklungszyklus

Die adulten Zikaden fliegen ab etwa Mai/Juni in die Zuckerrübenbestände ein und ernähren sich über das Saugen am Phloem. Die weiblichen Zikaden legen ihre Eier in der Nähe des Rübenkörpers in der Erde ab. Hieraus entwickeln sich die Zikadennymphen, die sich durch das Saugen an den Rübenwurzeln bzw. nach der Ernte durch auf dem Feld verbleibende Rübenbruchstücke ernähren. Da nach Zuckerrüben häufig Winterweizen angebaut wird, können sich die Zikadennymphen an den Wurzeln des Winterweizens fertig entwickeln, ehe sie im Mai/Juni aus dem Weizenbestand aus- und in die benachbarten Zuckerrübenschläge einfliegen.

RTD „Gummirüben“ im Feld

RTD „Gummirüben“ im Feld

SBR Symptom Blatt-Neuaustrieb

SBR Symptom Blatt-Neuaustrieb

Bekämpfung und Forschung

Die richtige Sortenwahl stellt derzeit ein effektives Mittel dar, Ertragsverluste bei SBR-Befall zu reduzieren. JOSEPHINA KWS, LUNELLA KWS und BARONIKA KWS sind robuste Sorten, die mittlerweile mehrjährig in Prüfungen unter SBR-Befall getestet sind. Auch bei Verdacht auf RTD sollte auf diese Sortentypen zurückgegriffen werden. Außerdem konnte in Versuchen der Verzicht von Winterweizen nach Zuckerrüben die Anzahl der Zikadennymphen deutlich reduzieren. An weiteren Bekämpfungsansätzen, wie dem Pflanzenschutzmitteleinsatz, natürlichen Gegenspielern oder repellenten Wirkstoffen wird im Rahmen verschiedener Projekte geforscht. Auch mit weiteren ackerbaulichen Maßnahmen kann auf SBR reagiert werden. Generell gilt: „Rüben, die am meisten gestresst sind, sind auch am meisten anfällig!“ Es sollten also alle übrigen Stressfaktoren bestmöglich ausgeschlossen werden. Angefangen bei einer optimalen Aussaat bis hin zum Ausschluss weiterer Schaderreger und Krankheiten wie Nematoden oder Cercospora.

Fazit

In einigen Regionen Deutschlands sind SBR und RTD zu einer großen Herausforderung im Rübenanbau geworden. Bei KWS hat die Züchtung neuer Sorten, die eine Toleranz gegenüber beiden Krankheiten besitzen, aktuell höchste Priorität. In den vergangenen Jahren wurden Testkapazitäten und Investitionen in die entsprechenden Züchtungsprogramme intensiviert. Auch andere KWS interne Fachabteilungen wie die Phytopathologie oder der AgroService beschäftigen sich im Rahmen unterschiedlicher Fragestellungen mit der Thematik. Hierzu zählen zum Beispiel intensive Monitoringaktivitäten oder agronomische Ansätze, die im Rahmen von Feldversuchen verfolgt werden.

Gemeinsam
mit externen Partnern, aus Zucker- und Landwirtschaft begegnen wir der Herausforderung und sind zuversichtlich, innerhalb dieses integrierten Ansatzes zu Lösungen zu kommen, die den Rübenanbau in den betroffenen Regionen nachhaltig sichern.

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Ihr Ansprechpartner

Gerrit Behrens
Gerrit Behrens
Leitung AgroService Zuckerrübe DE/AT
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