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    Zwischenfrüchte

Erwartete Nährstoffnachlieferung nach Zwischenfrüchten

Frühling 2024

Blick zurück: Wer trotz widriger Bedingungen bei der Getreideernte 2023 die Zwischenfrucht gut und rechtzeitig etablieren konnte, ging mit einem sehr gut entwickelten Zwischenfruchtbestand in den Winter und stellte damit das komplette Abfrieren der Pflanzen sicher. Zwischenfruchtbestände, die dagegen durch Ernteverzögerung verspätet etabliert wurden, konnten besonders bei Komponenten wie Ölrettich eine gewisse Frosttoleranz entwickeln und sind somit noch nicht immer komplett abgefroren. Dies sollte zur Saatbettbereitung im Frühjahr bedacht werden.

Auch in der letzten Saison konnten die Zwischenfrüchte ihre Vorteile gegenüber unbewachsenen Flächen voll ausspielen. Trotz der starken Niederschläge im Herbst wurde eine Verlagerung des mineralischen Stickstoffs in tiefere Bodenschichten durch einen Zwischenfruchtbestand stark vermindert.

Blick auf die Folgefrucht – welche Fragen stellen sich?


Wieviel Stickstoff hat die Zwischenfrucht gebunden?

Abb. 1 zeigt die Ergebnisse des Zwischenfruchtversuches in Einbeck. In dem Versuch wurden unterschiedliche Zwischenfrucht-Mischungen aus dem KWS Fit4NEXT Portfolio auf TM-Ertrag und N-Ertrag in der oberirdischen Biomasse untersucht. Es gab vier verschiedene Anbauverfahren, die sich in der Stickstoffdüngung und Strohabfuhr unterschieden. Die Ergebnisse zeigen, dass im Mittel je nach Anbauverfahren bis zu 80 kg N/ha in der Biomasse gebunden wurden. Es wird deutlich, dass besonders die leguminosenhaltigen Mischungen in den stickstofflimitierenden Varianten profitieren konnten.

Die Stickstoffspeicherungen und -fixierungen unterliegen vielen Faktoren, jedoch gibt dieser Versuch einen guten Überblick über die Mengen, die pro ha mit einer Zwischenfrucht gebunden werden können.

Abb. 1: Mittlere Erträge von Zwischenfrucht-Mischungen

Abb. 1: Mittlere Erträge von Zwischenfrucht-Mischungen

Welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung bzw. Mineralisation der Zwischenfrucht?
Bei der Mineralisation wird der organisch gebundene Stickstoff durch Mikroorganismen in Form von Ammonium freigesetzt. Ammonium kann nur bedingt von Pflanzen aufgenommen werden, daher ist die anschließende Nitrifikation von Bedeutung. Bei der Nitrifikation wird Ammonium von nitrifizierenden Bakterien zu Nitrit und final zu Nitrat umgewandelt. Dieser Vorgang setzt einen gut belüfteten Boden mit ausreichend Feuchtigkeit und Wärme voraus. Unter anaeroben Bedingungen wie bei Staunässe oder stark verdichteten Böden ist dieser Vorgang stark eingeschränkt und kann zur Denitrifikation führen. Die Mineralisation aus der Zwischenfrucht ist zeitlich sowie quantitativ stark von äußeren Einflüssen abhängig, wodurch eine genaue Bestimmung erschwert wird. Beachtet man jedoch folgende Punkte, so lässt sich eine gute Einschätzung treffen.

  • Biomassebildung → frühe Saattermine im Vorteil, mehr Zeitfür Nährstoffaufnahme
  • Weites C/N-Verhältnis durch starke Verholzung bei weit entwickelten Pflanzen → N-Sperre. Hier auch Wurzel-Spross- Verhältnis beachten. Die Wurzelmasse weist ein höheres C/N-Verhältnis als die oberirdische Biomasse auf, gerade in trockenen Jahren tendiert das Verhältnis zu Gunsten der Wurzel.
  • Umbruchtermin: zeitiger Umbruchtermin ist zwar negativ für eine mögliche Nährstoffauswaschung, aber die Nährstoffe stehen für die Folgefrucht früher zur Verfügung → Zeitpunkt des Stickstoffbedarfes in der Folgekultur beachten.
  • Einarbeitung: viele Betriebe haben die Frostphasen im Winter genutzt und die Bestände gewalzt. Unter diesen Bedingungen reichen geringe mechanische Eingriffe auf die Pflanzenteile aus, um das Gewebe zu zerstören, was die Einarbeitung erleichtert. Je stärker die Biomasse zerkleinert und flach in den Boden eingearbeitet wird, umso besser und schneller findet eine Umsetzung im Boden statt.
  • Bodenzustand: grundsätzlich ist die Bodenstruktur unter Zwischenfrüchten positiv, was einen guten Gasaustausch und eine Abtrocknung (trotz der hohen Wassersättigung in 2023/2024) und damit eine zügige Umsetzung der Zwischenfrucht bzw. Nährstofffreisetzung ermöglicht. Bei schweren und staunassen Böden auf Zwischenfrüchte mit dunklem Stroh (z.B. Phacelia, Ackerbohne) setzen, um die Erwärmung des Bodens im Frühjahr zu fördern.
  • Leguminosenhaltige Zwischenfrüchte: zusätzliche Stickstofffixierung aus der Luft, geringes C/N-Verhältnis → höhere Nachlieferung.

Wieviel Stickstoff kann ich der Folgekultur anrechnen?
Unter Berücksichtigung der genannten Punkte, Werten aus Literatur und Versuchen sowie Praxiserfahrungen kann man von einer Nachlieferung von 55 - 70 % des gebundenen Stickstoffs für die Folgekultur aus der Zwischenfrucht ausgehen (F. Wichern, DLG-Mitteilungen 2 2024). 30 - 45 % des Stickstoffs steht der Folgekultur nicht zur Verfügung, aufgrund des Einbaus in nicht direkt verfügbare organische Verbindungen, der Verlagerung in tiefere Bodenschichten oder gasförmige Verluste.

Fazit

Erfolgreicher Zwischenfruchtanbau fängt mit einer guten und rechtzeitigen Etablierung an. Über die Vegetationsperiode der Zwischenfrüchte können erhebliche Mengen an Stickstoff gebunden werden, dies ist jedoch von der Art der Zwischenfrucht sowie des Anbausystems abhängig.


Gut entwickelte Bestände frieren im Winter sicher ab und bilden damit die Voraussetzung für eine rasche Umsetzung nach der Einarbeitung im Frühjahr. Beachtet man die Punkte, die Einfluss auf die Mineralisation haben, kann man die Umsetzung zeitlich und quantitativ einschätzen und mit einer Anrechenbarkeit des gebundenen Stickstoffes in der Folgefrucht von 55 - 70 % ausgehen.

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Tim Philipp Rother
Tim Philipp Rother
Produktmanager Zwischenfrüchte / Erbsen / Hafer / Soja
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